Vor einigen Tagen erreichte mich eine E-Mail von www.komponieren.de mit dem Hinweis auf die dort zu bekommende Software Ludwig 3.0 – eine Software die, ähnlich wie das sicherlich weithin bekannte Band-in-a-Box, in der Lage sein soll, Melodien selbstständig auszusetzen und in unterschiedlichen Musikstilen zu begleiten. Aha. Na, das teste ich doch gerne einmal, weshalb ich mich freue, einen kostenlosen Zugang zur Vollversion bekommen zu haben.

Leider gibt es Ludwig 3.0 nur als Windows-Software, weshalb ich nur im virtualisierten Windows 7 unter Parallels testen konnte – hier schlägt sich die Software aber, sogar entgegen der Aussagen der Entwickler, recht gut. Lediglich kleinere Grafikfehler bei den Buttons innerhalb der Menüleiste (der Hintergrund ist schwarz statt des ansonsten vorherrschenden Microsoft-typischen metallic-grau) waren feststellbar. Überrascht hatte mich von Anfang an der Preis – mit 49,- Euro liegt Ludwig sicherlich in einem sehr angenehmen Preissegment, vor allem wenn man bedenkt, dass Ludwig 3.0 eine Datenbank mit 450 Liedern erhält, die mitgeliefert werden und direkt verwendet werden können – hier gibt es zum Programm also auch gleich noch eine Art flexibles Notenbuch mit dazu.

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Mein Ersteinstieg mit Ludwig war jedoch ein anderer – ich wollte selber eine Melodie eingeben, meine Wahl fiel auf „What shall we do with a drunken sailor?“. Hier muss ich leider sagen, dass ich den Noteneingabemodus von Ludwig als extrem nervig empfunden habe. Die Step-by-Step-Eingabe von Noten- und Notenwerten hat bei mir grundsätzlich nicht so reagiert, wie ich es erwartet habe, vielleicht liegt das daran, dass ich mir vorgenommen hatte, die Software ohne Handbuch nutzen zu können – letztlich ist jedoch bei allen Notationsprogrammen, egal ob MuseScore, Finale, Sibelius oder Capella die Noteneingabe selbsterklärend – Ludwig macht hier nicht das, was man erwartet, weshalb ich, sollte ich weiter mit Ludwig arbeiten, die Melodieeingabe sicherlich extern erledigen werden, was aber kein Problem darstellt, da Ludwig gängige Formate einlesen kann.

Das Arrangieren funktioniert dann tatsächlich auf Knopfdruck – wie man es von anderen Programmen dieser Art oder auch von diversen Entertainer-Keyboards gewohnt ist. Es gibt eine große Anzahl an auswählbaren Stilen, wobei Ludwig 3.0 zwar erkennt, dass „What shall we do with a drunken sailor?“ ein 4/4 Takt ist, sich jedoch nicht scheut, diesen auch mit einem 3/4 Walzer-Begleitmuster zu unterlegen ;-) Doch die Software macht durch einen Texthinweis immerhin darauf aufmerksam, dass hier eine 3/4 Begleitautomatik versucht, ein 4/4 Lied zu begleiten.

Natürlich darf man von einem „Begleitautomatikschreibprogramm“ wie Ludwig keine Wunder erwarten – letztlich hat das Programm fest definierte Begleitmuster, die es einer gewissen harmonischen Logik folgend, unter die Melodien setzt. „Komponieren“ ist das natürlich im engen Wortsinn nicht – aber es ist eine Arbeitserleichterung. Oft genug fehlt im Musikunterricht ein Arrangement für ein bestimmtes Lied, sei es fürs Klassenmusizieren oder für die Schulband oder das Schulorchester. Hier kann Ludwig viel Arbeit abnehmen, auch wenn das Aussetzen der Melodien natürlich ein bisschen „quick and dirty“ ist, es wird logischerweise nicht didaktisch reduziert und Ludwig kann auch nicht wissen, dass mein Gitarrist in der Schulband halt keine Barré Akkorde greifen kann ;-)

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Dafür überzeugt mich Ludwig durch seine „Lehrer“-Funktion: Es ist möglich, jede beliebige Stimme des Arrangements im Übemodus spielen zu lassen, dann zeigt Ludwig innerhalb der Noten an, wo wir uns gerade befinden während in einem separaten Fenster angezeigt wird, welcher Griff auf der Flöte, welches Akkordbild auf der Gitarre oder welche Saite beim Streichinstrument zu spielen ist. Das ist wirklich eine tolle Funktion von der ich mir vorstellen könnte, dass sie in der Schule (wenn genügend Lizenzen vorhanden sind) durchaus einsetzbar ist, z.B. während des bei uns in der 8/9 stattfindenden Bandprojekts in dem alle Schüler einer Klasse lernen, Bandinstrumente zu spielen.

Was bei mir leider nicht funktioniert hat, das schiebe ich allerdings auch auf die Arbeit im virtualisierten Windows, ist die Aufnahme des Songs. Denn auch das beherrscht Ludwig – das Arrangement kann direkt als WAV oder MP3 Datei gespeichert und so mannigfaltig weiter verarbeitet werden – eine tolle Funktion.

Fazit

Ludwig ist ein sympathisches Programm, mir persönlich sagen ja auch die etwas „hemdsärmeligen“ Tutorialvideos auf YouTube zu. Ludwig 3.0 ist, aus meiner Sicht bis auf den Noteneingabemnodus, intuitiv zu bedienen, erschlägt nicht direkt beim ersten Aufruf mit etlichen Spezialoptionen, bietet aber dennoch unter der Haube eine durchaus üppige Zahl an Optionen, was das Ändern des Arrangements angeht. Für Quick and Dirty Arrangements, wie man sie im Schul- aber vielleicht auch im Band- und Choralltag hin und wieder braucht, ist Ludwig eine feine Sache. Der geringe Preis weiß eben so zu überzeugen wie die eingebauten „Lehrer“-Funktionen. Von Band-in-a-Box habe ich mich immer irgendwie erschlagen gefühlt, Ludwig 3.0 macht hier einen deutlich „schlankeren“ und übersichtlicheren Eindruck.

 

Ludwig 3.0 – automatisch arrangieren
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Ein Kommentar zu „Ludwig 3.0 – automatisch arrangieren

  • 24. Juni 2013 um 10:28 Uhr
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    Hört sich ja ganz interessant an!

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