Test: Forte Premium

Eigentlich habe ich dieses Blog ja vor allem kostenloser Musiksoftware gewidmet, die im Idealfall noch dazu plattformübergreifend einsetzbar sein sollte. Die Philosophie dahinter ist, dass ich finde, dass Software, die im Unterricht eingesetzt wird, auch von den SuS zu Hause einsetzbar sein sollte, ohne dabei Gesetze brechen zu müssen. Warum also nun ein Test einer Kaufsoftware, die noch dazu nur für Windows existiert? Ganz einfach: Der Lugert-Verlag ist nicht nur der Verlag, der mir sympathisch ist und in dem ich viele Artikel und auch schon ein paar Hefte veröffentlicht habe – der Verlag hat mir auch eine kostenlose Lizenz des Programms zur Verfügung gestellt und möchte gerne eine weitere Lizenz von Forte Premium über mein Blog an Euch verlosen. Warum also dann nicht mal einen Blick auf Forte riskieren?

Wie bereits geschrieben, Forte läuft nur unter Windows, als Mac User musste ich also auf ein virtuelles Windows zurückgreifen – Parallels Desktop tut hier gute Dinge, ich brauche sowieso regelmäßig das virtuelle Windows um die Noten für Halb- und Ganzjahreszeugnisse einzutragen.

Der erste Start

Chorsatz mit Forte
Chorsatz mit Forte

Schon bei der Installation fragt Forte, ob es standardmäßig .capx Dateien öffnen soll. Das sind Notendateien von Capella – keine schlechte Idee, schleißlich gibt es im Netz hunderte von freien Partituren für Capella. Nach dem Start erinnert Forte zunächst an Sibelius – während des SplashScreens ertönt eine Erkennungsmelodie. Ich persönlich finde das nervig, denn ich möchte schlicht nicht, dass irgendein Programm auf meinem Rechner „tadaa, ich werde gestartet“ ruft. Zum Glück lässt sich das bei Forte genau wie bei Sibelius in den Programmeinstellungen ändern.

Dokumentassisent

Wie von anderen Notationsprogrammen gewohnt, kann man in Forte mittels Dokumentenassistent sein Noteblatt einrichten. Hier erwarten einen kaum Überraschungen, wer Finale oder MuseScore kennt, wird sich hier schnell durchfinden.

Notendarstellung

Die Notendarstellung ist gestochen scharf – negativ ins Auge fällt der Umstand, dass bei meinen Partituren Titel und Untertitel des Stückes ineinander verschoben dargestellt werden. Laut Support (der übrigens blitzschnell geantwortet hat) ist das Problem bekannt, liegt vor allem am Darstellungsstil „Pop“ und soll in der nächsten Version gefixt werden.

Bedienkonzept

Das Konzept der Bedienung hinter Forte hält eine Überraschung parat: Letztlich bedient sich Forte natürlich so, wie andere Notationsprogramme auch –

[image_frame style=“border“ align=“left“ title=“Notationslineal“]http://www.dorok.info/wp-content/uploads/2013/04/Bildschirmfoto-2013-04-11-um-18.27.321.png[/image_frame] Noten lassen sich per Maus oder per Tastatur eingeben, alles keine Neuerfindungen. Was ich bisher aber nur bei Forte gesehen habe, ist eine Art Taktlineal, das beim Setzen der Noten angezeigt wird. Das Lineal ist unterteilt nach den Schlägen im Takt und ermöglicht es, durch Verschieben des Cursors mit der Maus, z.B. eine Achtel auf die Zählzeit 3-und zu setzen – Forte füllt die davor fehlenden Pausen dann automatisch aus. Dieses Werkzeug scheint mir eine sehr sinnvolle Ergänzung zum ansonsten inzwischen ja fast überall standardisierten Noteneingabeverfahren der Notationsprogramme.

Tolle Funktionen

An zwei Stellen überraschte mich Forte – zum einen gibt es die Funktion „Krebs“, welche ausgewählte Noten rückwärts umdreht. Hier würde ich mir auch noch die Funktion „Umkehrung“ wünschen – dann könnte man einen häufig im Musikunterricht der Sek II anzutreffenden Fall, nämlich das Schreiben von Zwölftonmusik, sehr gut mit Forte umsetzen.

Was ich so auch noch in keinem anderem Notationsprogramm gesehen habe, ist die Möglichkeit, in die Sequenceransicht zu wechseln. Hier verstecken sich mehrere Audiospuren, so dass es ermöglicht wird, zu den in Forte notierten Notenstimmen fertige Audiodateien abzuspielen. Leider ist der Sequencer insgesamt ein bisschen stiefmütterlich ausgestattet – so lässt sich die Spurdarstellung zwar auf „Taktrasterung“ umstellen, leider rasten darauf verschobene Audiospuren aber nicht an Taktschlägen ein. So wird es zum Fummelspiel, Audio- und Notenspuren korrekt übereinander zu bekommen.

Praktisch für die Schule – Im Dateimenü von Forte findet sich der Menüpunkt „leere Notenblätter drucken“. Erklärt sich von selbst, nicht wahr? ;-) Auch sinnvoll, zum Beispiel für das Erstellen von Arbeitsblättern: Die Noten können als Grafik exportiert und dann z.B. in Word importiert werden. Schnelles Erstellen von Tests etc. ist so möglich. Natürlich lassen sich die geschriebenen Noten auch als WAV oder MP3-Datei exportieren. Mit der Funktion, Stimmauszüge erstellen zu lassen können so Play- und Singalongs sowie Übestimmen für den Schulchor oder das Schulorchester erstellt werden.

Ökosystem Forte

Um Forte Premium herum gibt es eine ganze Reihe an weiteren Produkten. Kostenlos können einige Noten aus der Forte Datenbank geladen werden. Der Forte-Support ist sehr rege – gerade bekam ich als Forte Premium Benutzer die Möglichkeit, drei Freunden eine Lizenz von Forte Basic zu schenken. Was mich zu den verschiedenen Versionen und Preisen von Forte bringt:

Forte gibt es als Premium/Home/Basic/Free zu den Preisen 169,-/69,-/9,90/0,- Euro. Eine Tabelle mit einer Übersicht über die verschiedenen Featuresets findet sich auf der Produktseite von Forte.

Wer sich auf Forte einlassen möchte, wird vom Hersteller an vielen Stellen an die Hand genommen – verschiedene Tutorials und Schnelleinstiegsanleitungen machen es leicht, die ersten Schritte im neuen Programm zu gehen.

Für Schulen bietet Forte ein besonderes Paket an – so gibt es die Möglichkeit, eine, drei oder fünf Lizenzen von Forte Premium und eine Campuslizenz von Forte Basic (damit darf das Programm an ALLE SuS einer Schule verteilt werden) zu erwerben – dieses Paket kostet 169,- / 250,- oder 300,- Euro.

Fazit

Forte erfindet das Rad nicht neu. Viele Funktionen sind aus anderen Programmen bekannt. Aber es überzeugt durch einen niedrigen Preis, egal ob als Single-User-Lizenz oder, besonders interessant, für die verschiedenen Schullizenzen. Forte ist nicht Sibelius – wer auch noch die letzte Feinheit in der Aurichtung des Legatobogens ausdifferenzieren will, der sollte weiter zu Sibelius greifen – dafür dann  aber auch das vierfache dessen investieren, was Forte kostet. Wer damit klarkommt, dass es Forte nur für Windows gibt und wer ein schlankes, schnell reagierendes Notationsprogramm sucht, das nicht mit Spezialfunktionen überladen ist uns dessen Bedienung schnell erlernbar ist – der ist richtig bei Forte 4.

[fancy_box title=“Gewinnspiel“]Zusammen mit dem Lugert-Verlag verlose ich eine Lizenz von Forte 4 Premium unter allen, die bis zum 30. April einen Kommentar unter diesem Artikel hinterlassen, aus dem hervorgeht, warum ausgerechnet DU die Lizenz von Forte benötigst. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Kommentatoren, die mehrfach Kommentare einreichen, werden von der Verlosung ausgeschlossen. [/fancy_box]
Test: Forte Premium
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6 Kommentare zu „Test: Forte Premium

  • 25. April 2013 um 13:10 Uhr
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    Lieber Herr Dorok,

    vielen Dank für Ihre ausführliche Besprechung von FORTE 4.
    Hier noch eine kleine Korrektur für den Abschnitt „Tolle Funktionen“ und der Funktion „Umkehrung“.

    Umkehrungen können durch den Befehl „Vertikale Spiegelung“ erstellt werden. Dazu müssen die gewünschten Noten zunächst im Modus-Bearbeiten mit der Maus ausgewählt werden. Anschließend wählt man aus dem Menu unter „Aktionen“ die Option „Vertikale Spiegelung“. In einem separaten Fenster (Noten Eigenschaften) kann nun der Ausgangston für die Spiegelung (Umkehrung) ausgewählt werden.

    Herzliche Grüße

    Matthias Ferkau
    FORTE Support

  • 30. April 2013 um 15:04 Uhr
    Permalink

    Hm, der 30. April naht, aber die Zahl der Kommentare ist noch relativ überschaubar…

    Lieber Sebastian,

    warum sollte ausgerechnet ich die Lizenz gewinnen? Nun, da ich kein Berufsmusiker bin, aber – wie du weißt – beruflich auch mit Software in Schulen viel zu tun habe, würde mich diese Lizenz sehr freuen, weil ich schon einen ganz konkreten Schulrechner vor Augen habe, wo ich diese Software installieren würde, um sie den Musikkollegen schmackhaft zu machen… wer weiß, ob sich weitere Folgeanschaffungen daraus ergeben, so dass diese Lizenz vielleicht sogar für Gewinner UND Verlag nützlich sein könnte.

    Viele Grüße
    Joachim

  • 30. April 2013 um 16:12 Uhr
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    Lieber Sebastian,

    auch uns (an Kira kannst Du Dich ja vmtl. noch eher erinnern als mich) hat es von der Uni Dortmund ins Sauerland verschlagen. Da wir bisher keine Notationssoftware in der Schule haben, wäre das Programm für unsere Unterrichtsgestaltung ein Riesengewinn, gerade – wie schon in der Rezension beschrieben – mit Blick auf analytische Visualisierungen in der Oberstufe oder auch einfach zur klanglichen Veranschaulichung von z.B. Gestaltungsaufgaben.

    In diesem Sinne hoffe ich stellvertretend für unsere FS Musik auf ein „glückliches Los“.

    Alles Gute und herzliche Grüße, Uli

  • 1. Mai 2013 um 13:51 Uhr
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    An the winner is….

    In einem aufwändigen Losverfahren hat die beste Tochter von allen per Würfel entschieden – Augenzahl 1 bis 3 stand dabei für Kommentator Nummer 1, Augenzahl 4 – 6 stand für Kommentator Nummer 2. Gewürfelt hat Anna eine 2 – damit geht die Forte Premium Lizenz an Joachim – ich habe den Verlag informiert, die Mail mit den Lizenzdaten dürfte in den nächsten ein, zwei Tagen bei Dir eintreffen.

    Damit der zweite Kommentator nicht leer ausgeht: Ich habe Dir eine Forte Basic Lizenz geschenkt – von der entsprechenden Aktion des Lugert-Verlags hatte ich noch Lizenzen über. Die Mail mit den Zugangsdaten sollte wahrscheinlich auch schon angekommen sein.

    Allen Lesern und der großen Masse an Kommentatoren viel Spaß mit Forte – und noch einen sonnigen 1. Mai.

    Sebastian

  • 14. Mai 2013 um 11:00 Uhr
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    Zur Balkensetzung möchte ich jedoch noch einige Worte verlieren: In den meisten modernen Ausgaben wird die Balkensetzung nach heutigen Standards angepasst. In Vorworten ist dann schon mal zu lesen, dass diese aus den Manuskripten oder Erstdrucken unwichtig oder fehlerhaft sei. Doch einige wenige Komponisten des Barock gaben sich große Mühe, ihre Vorstellung von Phrasierung und Artikulation durch exakte und für viele nicht leicht zu durchschauende Aufteilung der Balken zu verdeutlichen. Besonders aufschlussreich sind diesbezüglich die „Pièces de Clavecin“ von François Couperin. Auch wenn der Pariser Graveur der Telemann-Sonaten, Joseph-Louis Renou, nicht Couperins Perfektionismus teilte, deuten auch hier einige Stellen auf dieses Vorgehen hin. Allzu konsequent und logisch geschieht dies jedoch offensichtlich nicht. Der Spieler wird also selbst entscheiden müssen, wie er die Balkensetzung interpretiert.

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