Auch wenn dies mein erster Blogpost zum Thema #Geocaching ist, werde ich nicht wieder großartig aufrollen, worum es sich dabei handelt. Da ich selbst seit fast zwei Jahren aktiv geocache, habe ich schon das ein oder andere Highlight bei dieser schönen Outdoor-Aktivität erlebt. Ich habe schöne und interessante Orte gefunden, die ganz bei mir in der Nähe sind, ich habe Stunden in Wäldern oder auf Uni-Geländen verbracht, in denen ich gelaufen bin, gerätselt habe und mich dabei an der frischen Luft bewegt habe.

In letzter Zeit scheint sich das Geocachen aber leider zu einer Art Volkssport gemausert zu haben – was, wie immer, wenn etwas in der breiten Masse an Popularität gewinnt, auf mehreren Gebieten zu echtem Qualitätsverlust führt:

Dosenverstecke

Groundspeak GC

Ich kann verstehen, dass man als Geocacher der Gemeinschaft gerne etwas zurückgeben will – in Form von neuen Dosen, die man versteckt. Was ich nicht verstehen kann ist, warum in letzter Zeit Dosen an wirklich vollkommen uninteressanten Stellen (z.B. auf einem McDonald’s Parkplatz) versteckt werden müssen. Die Idee hinter dem Geocachen war doch ursprünglich, Suchende an aussergewöhnliche, bemerkenswerte oder kulturell interessante Orte zu führen. Wie schön wäre es, wenn sich Neucacher an diese Grundidee zurückerinnern würden und nicht an jedes Straßenschild eine Dose gepappt würde – nur, damit man selber auch mal als „Owner“ auftreten kann.

Logeinträge

Wenn ich eine Dose gefunden habe, mache ich mir die Mühe, im Logeintrag auch eine kleine Geschichte zu hinterlassen, etwas, das ich auf dem Weg zur Dose erlebt habe, etwas, was dem Owner hoffentlich gefällt. Gerade Multis oder Rätselcaches bergen ja oft Anekdotenpotential, das ich im Log dann auch gerne dem Owner zukommen lassen möchte. Völlig unverständlich sind mir hingegen Logs von Neuligen, die lediglich aus „TFTC“ bestehen. Grandios auch der Eintrag eines Erstcachers im Soester Multicache „Soester Kirchentag“:

[box]Mein Erster![/box]

Solche Logeinträge ermutigen nicht gerade, eigene Dosen auszulegen, oder? Ich würde mir wünschen, dass Geocacher hier untereinander ein wenig fairer umgehen. Mein kleiner Multi um eine Kirche im schönen Landau besteht aus 5 Stationen und ein wenig Rechnerei – viele Cacher hinterlassen wirklich schöne und lustige Logeinträge, aber auch in meinem Log finden sich die „TFTC“-Logger. Leider.

Umgang mit der Natur

Mein erster eigener Cache befand sich für ca. 4 Wochen in einer Grünsandsteinmauer in meinem Heimatdorf Ampen. An einem wirklich wunderschönen Ort mitten im Dorfkern, neben einem Quellteich. Schon nach fünf erfolgten Logs bekam ich die erste Notiz, dass die Mauer inwzischen „so aussieht, wie Mauern eben aussehen, in denen Geocaches liegen“. Was das bedeutet, kann man sich lebhaft ausmalen: Steine waren aus der Mauer herausgebrochen(!) worden, die Mauer völlig zerpflückt. Und dass, obwohl im Listing darauf hingewiesen wurde, dass man KEINE Steine aus der Mauer entfernen musste, um an die Dose zu gelangen. Enttäuscht über so massive Unsensibilität der Cachergemeinde habe ich den Cache nach nur 5 Wochen wieder deaktiviert.

Aber auch Owner zeigen sich manchmal wenig rücksichtsvoll – so habe ich nicht nur ein Mal Dosen gefunden, die IN Bäume hineingebohrt waren :-(

Es ist kein Wunder, dass die Medien sich immer wieder mit Feuereifer auf die Geocacher stürzen und darüber berichten, dass wir Wald und Flur zerstören. Ein wenig Nach- und Umsicht müsste man doch von jedem Geocacher erwarten können, oder vertue ich mich da zu sehr?

Wenn ich andere Geocachingblogs lese, bin ich mit meiner Wahrnehmung und Einschätzung der Lage nicht alleine. Aber wahrscheinlich ist dieser Qualitätsverlust ein Problem, dem man kaum entgegentreten kann. Masse bedeutet Popularität bedeutet Stumpfsinn. Anders lassen sich weder der Qualitätsverlust beim Geocachen noch das Fernsehprogramm von RTL und Sat1 erklären…

Volkssport Geocaching
Markiert in:     

6 Kommentare zu „Volkssport Geocaching

  • 14. November 2010 um 17:21 Uhr
    Permalink

    Interessante Idee! Bei einer Kollegin von mir hat neulich ein Oberstufenschüler in einem Mathekurs seine Facharbeit über GPS und Geocaching geschrieben – neben dem ganzen Trigonometriekram hat er auch einen eigenen Geocache konzipiert, der dann, gemeinsam mit der Kollegin, während eines Kurstreffens von allen SuS im Kurs gesucht (und gefunden) wurde.

    Erlebnis der negativen Art aus der letzten Zeit:
    Ganz hier um die Ecke wurde ein neuer Cache veröffentlicht (an meiner alten Stammkirche). Wir also hin – vielleicht war da ja ein „First to find“ für uns drin. An der Stelle angekommen, war schon ein anderer, sehr netter Cacher da. War für uns also höchstens noch die Silbermedaille möglich. Allein – es fehlte der Cache. Nach 15 Minuten Rumsucherei kam ein vermeintlicher Muggel aus dem angrenzenden Wohnhaus und brachte die Dose an ihren Platz – er war nämlich kein Muggel, sondern ein Freund des Owners, welcher ihm mitgeteilt hatte, dass der Cache nun veröffentlicht sei.

    Ergo hat der Freund des Owners die Dose genau zum Zeitpunkt der Veröffentlichung in ihr Versteckt gebracht. Und dabei sich selbst gleich als „Gold“-Finder eingetragen. Ich meine, kein Weltuntergang, aber „guter Stil“ sieht anders aus, oder?

  • 14. November 2010 um 19:21 Uhr
    Permalink

    Also deine letzte Story ist ja echt die Härte! Sowas von dreist…. faszinierend auf was für Ideen manche Leute kommen..

    Ach du warst das mit dem tollen Cache in Ampen! So ein schöner Platz! Ich habe zwar fast 3 Zehen eingebüßt, weil ich doch tatsächlich so bescheuert war, mal in dem Teich rumzuwaten (es war ja Sommer und sehr warm)aber gefunden haben wir den Cache auch nicht… (keine Sorge, ohne die Mauer zu zerstören, da sah sie schon aus wie ein Schweizer Käse..) Wahrscheinlich waren wir auch nur zu Blind…

    Also diese 0815-Caches gehen mir auch nur noch auf den Senkel. Zumal ich nich einsehe, warum ich mehr als 10 Minuten meines Lebens mit der Suche einer bescheuerten Filmdose verschwenden sollte. Micros interessieren mich nur noch, wenn es dort noch was zu sehen gibt…Leider weiß man das vorher nicht so wirklich….
    Ich mag es lieber spannend, dort wo man was sehen und erkunden kann!
    Anhalten, aussteigen, aus 5 Metern sehen und loggen – GÄÄÄÄÄÄHN! Leider wird das immer mehr…

  • 14. November 2010 um 19:22 Uhr
    Permalink

    ach so: schickes neues Layout! Gefällt mir!

  • 15. November 2010 um 12:40 Uhr
    Permalink

    Ich habe die Cachedose selbst beim Deaktivieren nicht wiedergefunden – irgendwer hat sie also entfernt oder so tief in der Mauer vergraben, dass ich keine Chance hatte, meine eigene Dose wiederzufinden :-(

    Denke aber schon eine ganze Zeit lang darüber nach, den Cache als Anadopa 2.0 wieder auferstehen zu lassen – habe nur leider noch kein besseres Versteckt für das Döschen gefunden.

    Der Teich ist wirklich schön – zu meiner Kindheit hat man da jährlich immer die Amper Dorfkönigin drin „getauft“ – das war natürlich DIE Ehre im Dorf schlechthin. Allerdings hat auch ein Besoffener während des Schützenfestes einen Kopfsprung in das 50cm tiefe Wasser gemacht. Das ist seinem Kopf und seinem Leben nicht so ganz gut bekommen.

  • 16. November 2010 um 10:51 Uhr
    Permalink

    Ein schöner Artikel, gefällt mir. :-)

    Das, was Du über den Natur(Denkmal?-)schutz geschrieben hast, ist schon ein wenig ernüchternd.

    Meine bisherigen Erfahrungen sind da doch zumindest ein wenig positiver, zumal in Anbetracht der großen Anzahl von Verstecken aus meiner Sicht wenig Schäden und Probleme vorhanden sind.

    Ganz wichtig ist in der Tat das vom Owner mit Bedacht ausgewählte Versteck. Er/Sie entscheidet maßgeblich mit darüber, was aus dem Umfeld der Verstecke werden kann.

    Dieses Wissen zur Sensibilisierung zu verbreiten (Stammtische o.ä.) ist wichtig, wie es ja z.T. auch schon gut praktiziert wird. Dann gibt es potentiell weniger Probleme oder gar Beschwerden.

    Und Medienberichten würde ich auch immer nur bis zu einem gewissen Grad über den Weg trauen. Fremde als auch eigene Erfahrungen führen mir das immer wieder vor Augen, wie schlecht m.u. im Bereich des Journalismus gearbeitet wird. Zeit für Recherche? Qualität in der Berichterstattung? Naja…

    Und „bad news“ steigern eben viel besser den Absatz/Umsatz als „good news“.

    Viele Grüße
    Jörg

Kommentare sind geschlossen.